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23.08.2021

S1 LL Post COVID veröffentlicht

Erstmals liegt eine interdisziplinäre Leitlinie S1 LL Post COVID aus dem deutschsprachigen Raum vor.

Ende Juli wurde die lange erwartete S1 Leitlinie unter Federführung der DGP, Mitwirkung des BdP und 15 weiteren Fachgesellschaften/Fachabteilungen veröffentlicht (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html).

Damit liegt erstmals eine interdisziplinäre Leitlinie für diesen Themenkomplex aus dem deutschsprachigen Raum vor. Unter Leitung von Prof. Rembert Koczulla gelang es innerhalb der sehr kurzen Bearbeitungszeit von etwa 3 Monaten die Stellungnahmen verschiedenen Fachgruppen in einem Templateformat (= Fachgruppen bezogene Stellungnahmen) zusammenzubringen und die 1. Fassung dieser Leitlinie veröffentlichen zu können, Aktualisierungen bei besserer Evidenz werden zeitnah folgen.

In Deutschland geht man im Moment von ca. 300.000 Betroffenen aus. Je nach Studien werden persistierende Symptome im Sinne eines Post COVID Syndroms in bis zu 15% der Genesenen beschrieben, die meisten davon werden im ambulanten Bereich betreut. Die Leitlinie versucht hier einen praktischen klinischen Leitfaden für den Weg durch die Versorgungsstrukturen bei noch sehr begrenzter Evidenz zu geben. Hinsichtlich der Definition Long COVID (Symptome ab 4 Wochen nach akuter Infektion) und Post COVID (Symptompersistenz nach >3 Monaten) wird auf die NICE Veröffentlichung Bezug genommen.

Ausführlich werden diagnostische Empfehlungen innerhalb der ersten Wochen nach der akuten Erkrankung beim Primärversorger, verbunden mit Kriterien, wann eine weitere fachärztliche Diagnostik erforderlich ist, beschrieben.

Die sehr häufig genannten Beschwerden wie Belastungseinschränkung, Dyspnoe und Fatigue sind oft multifaktorieller Genese und müssen bei Persistenz differenziert betrachtet werden. Dem Thema Fatigue ist ein eigenes – interdisziplinäres -Kapitel gewidmet.

Das pneumologische Template beschäftigt sich mit der notwendigen Diagnostik bei persistierenden Beschwerden inclusive der sinnvollen Bildgebung, Belastungsdiagnostik und Indikation zur Bronchoskopie. Ein Absatz widmet sich auch den Schlafstörungen vor allem nach schweren COVID Verläufen. Diskutiert wird die Therapie des anhaltenden post viralen Hustens und die Frage der systemischen Steroidtherapie bei radiologischen Lungenresiduen. Offene Fragen ohne Evidenz werden formuliert – quasi als Wunschliste wissenschaftlich weiter zu bearbeitenden Themen.

Aufgrund der Vielfältigkeit der Beschwerden als Multiorganerkrankung kann die Abklärung von Long Covid eine Vielzahl weiterer Konsultationen bedeuten. Von Patientenvertretern (und Ärzten) wird oft die flächendeckende Versorgung durch interdisziplinäre Post-COVID Ambulanzen gefordert, um die umfassende Versorgung unter einem Dach zu ermöglichen.

Allein die hohe Zahl der Patienten, die wegen Symptomen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 Infektion behandelt werden, verdeutlicht, dass der ambulante Sektor hier die entscheidende Versorgungsstruktur darstellt: allein in Bayern wurden bereits über 50 Tsd. Patienten mit den ICD Codes U08.9 und U09.9 in ambulanten Strukturen versorgt.

Den Autoren der Leitlinie ist es außerordentlich wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Strukturen der Versorgung intersektoral optimiert werden müssen und der Zugang zur Versorgung zeitnah und unkompliziert möglich sein muss. Strukturen für interdisziplinäre /intersektorale Versorgung, Mehrfachkontakte, intensive Diagnostik und zeitnahe Terminvergabe müssen nicht nur gefordert, sondern auch finanziert werden. 

Bei einigen Patienten, die teils über mehrere Monate schwer beeinträchtigt und/oder arbeitsunfähig sind, werden auch rehabilitative Maßnahmen erforderlich werden.

Auch diesem Kapitel widmet sich die Leitlinie ausführlich. Betont werden muss der interdisziplinäre Ansatz, der bei Post COVID Patienten auch im Rehabereich unbedingt gefordert werden muss.

Aus unserer Erfahrung wird dies aber im Versorgungsalltag oft nicht ausreichend beachtet – Patienten berichten oft enttäuscht von einem Aufenthalt in einer ausschließlich z.B. psychosomatisch orientierten Rehaeinrichtung, die vielleicht zeitnah verfügbar war, aber der Symptomatik der Patienten nur bedingt gerecht wurde.

In den meisten Bundesländern werden regionale Post COVID Netzwerke entwickelt und gefördert. Ein praxisnahes und unbürokratisches System setzt z.B. die KV Bayern mit dem Netzwerk LoCon (Long Covid Netzwerk) um. Dies beinhaltet die zeitnahe Terminvergabe über die Terminservicestellen der KV an haus- und fachärztliche Praxen, die sich mit Kompetenz, Erfahrung und Weiterbildungskonzepten intensiv mit dem Thema Long COVID beschäftigen. Damit soll den betroffenen Patienten, analog den Vorschlägen der Leitlinie, der Weg durch die Versorgungsstrukturen umfänglich ermöglicht werden.  Sofern notwendig kann dann auch die intersektorale Weiterversorgung in Post COVID Ambulanzen und Reha Einrichtungen nach interdisziplinären Gesichtspunkten organisiert werden.

Die Veröffentlichung einer eigenen Patienten Leitlinie Post COVID ist ebenfalls in Arbeit und steht kurz vor der Veröffentlichung.

Fazit: Eine Leitlinie mit 76 Seiten praxisnaher Aspekte zu einer neuen Erkrankung, die uns alle noch lange beschäftigen wird und deren interdisziplinärer Ansatz viel Lesenswertes bietet!


Frank Powitz, Vorstand BdP

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