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Digitalisierung erreicht Pneumologie

Während die Digitalisierung und die damit assoziierten großen Datenmengen in der Konsum-Industrie exponentiell ansteigen, werden sie in der Medizin aktuell aktuell entdecket und entwickelt. Dies führt dazu, dass die Industrie immer mehr in den medizinischen Bereich durch verschiedene Angebote (zum Beispiel Gesundheits-Apps) eindringt.

Die Digitalisierung wird oft eng mit dem Begriff Telemedizin verknüpft, jedoch ist die Telemedizin hierbei nur ein Teil des Ganzen. Die Telemedizin findet heute schon in vielen unterschiedlichen Bereichen aktiv statt. Zum Beispiel beauftragen Krankenkassen unternehmen, die Patienten mit chronischen Erkrankungen über das Telefon „telemedizinisch“ betreuen („medizinisches Coaching“ zum Beispiel von Medical Contact in Essen für Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen die bei einer BKK versichert sind – Pulmofit Programm“). Aufgrund des Mangels an zeitnahen Facharztterminen entwickeln sich immer mehr online-Portale für telemedizinischen Video-Sprechstunden (zum Beispiel patientus) um zeitnah mit weniger Aufwand ein medizinische Fachinformationen zukommen. Dies wurde in Piloten auch schon durch Kostenträger versucht. Des Weiteren wird die Telemedizin heute bereits weltweit zur Betreuung von Patienten mit einer PAP (positiver Atemwegsdruck) - Therapie bei schlafbezogenen Atmungsstörung eingesetzt.

Während die medizinische Forschung sich mit der Verwendung neuer Datenquellen und anderer Herangehensweisen noch sehr schwer tut, entwickelt die Verbraucher-Industrie zunehmend auch medizinische Angebote. So wurde zum Beispiel vor kurzem von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA eine Diabetes-App zum „Disease Management“ zugelassen. Im pneumologischen Bereich wurde inzwischen eine“ Self-Management“ App für Kinder mit Asthma bronchiale auf den Markt gebracht (Tueo Health) und auch in ersten Schritten schon wissenschaftlich überprüft. Des Weiteren gibt es verschiedene Software im Einsatz, die versuchen die Therapietreue (sogenannte „Patient Engagement Systeme“) von Patienten zu steigern (zum Beispiel im Schlafapnoe-Bereich: Sleep Mapper von Phillips Respironics oder MyAir von ResMed). Diese modernen Systeme unterscheiden sich in 2 Punkten prinzipiell von derzeitigen medizinischen Vorgehen. Zum einen versuchen sie weniger detaillierte Informationen häufiger zu sammeln um durch die Veränderung über die Zeit als wie bisher durch die Einzelmessungen eine Einschätzung des Gesundheitsstatus zu geben, zum anderen versuchen sie den Patienten in seinem Gesundheitsstatus kontinuierlich zu verbessern anstelle der bisherigen klinischen Praxis die häufig darauf abzielt die Exazerbation vorherzusagen und diese zu vermeiden.

Insbesondere in der Pneumologie wachsen die digitalen Möglichkeiten sehr schnell an, da viele Informationen inzwischen digital zur Verfügung stehen. Zum Beispiel gibt es inzwischen digitale Spirometer für die kontinuierliche Überwachung einfacher Lungenfunktionsparameter zu Hause (zum Beispiel MySpiroo). Neben bereits den auf den Markt befindlichen digital eingebundenen Schlafapnoe-Therapiegeräten ist als nächstes die digitale Anbindung der Sauerstofftherapie zu erwarten. Des Weiteren gibt es inzwischen erste Systeme zur digitalen Anbindung von inhalativen Therapien, sogenannte“ Smarthaler“/“E-Haler“ (zum Beispiel Propeller Health). Diese Vielzahl der medizinischen Information in Kombination mit den bereits genannten Daten aus sozialen Medien, aus der Verwendung von Smartphones und selbst aus dem Konsumverhalten lassen sich völlig neue Wege aufzeigen Patientin ihrer Erkrankung zu betreuen und auch deren Risiko einzuschätzen. Neben dem Datenreichtum scheint auch die Analysekapazität eine entscheidende Rolle zu spielen. Dabei spielt die Möglichkeit von Informationsquellen automatisiert zu lernen („Machine learning“) und durch diese automatisierte Entscheidungen („artificial intelligence“) zu fällen eine entscheidende Rolle. Schon heute können diese modernen Systeme innerhalb kurzer Zeit medizinische Befunde lernen und beurteilen, wie es sonst in einer kompletten Ärzte-Karriere möglich gewesen wäre. Erstes Beispiel hierfür ist die Einschätzung von Hautläsionen wie dem malignen Melanom. In der Pneumologie wird eines der ersten Einsatzgebiete die Beurteilung des pulmonalen Rundherds sein.

Warum sich die Industrie deutlich schneller entwickelt als die medizinische Forschung ist sicherlich auch dem unterschiedlichen Ansatz geschuldet, dass hier mit neuen Ideen Unternehmen gegründet werden, die kurzfristig an teilweise immense Förderungsgelder durch Investoren und große Unternehmen kommen um möglichst rasch einen Marktzugang zu erhalten.

Ein sehr wichtiger Punkt für die Zukunftsgestaltung stellt der Datenschutz und die Datenrechte dar. Während viele Menschen unbedarft eine Flut an Daten an Firmen über ihre mobilen Kommunikationsmedien wie Smartphones oder Tabletts weitergeben, dass es im medizinischen Bereich durch das verschärfte Datenrecht immer schwieriger wird größere und breitere Datenmengen zu sammeln. Hier bedarf es dringend der Aufklärung der Allgemeinbevölkerung und insbesondere unserer Patienten. Gerade wir als betreuende Ärzte sollten in der Lage zu sein zusammen mit unseren Patienten Daten zu sammeln und sinnvoll zu nutzen. Dies bedarf jedoch einem dringenden Umdenken, denn statt die Digitalisierung konsequent abzuwehren und aufzuhalten, sollten wir uns mit ihr in der Medizin intensiv beschäftigen und versuchen sie zusammen mit unseren Patienten sinnvoll für uns zu gestalten.